#018 Sind geschlechtsneutrale Stellenanzeigen sinnvoll?
Shownotes
Genderdebatte bei Stellenanzeigen in Deutschland. Längst gibt es hitzige Debatten darum, wie man seine Kandidaten via Stellenanzeige richtig anspricht. Ganz klassisch im generischen Maskulin oder doch lieber in einer genderneutralen Form? Schließlich gibt es mehr als nur Mann und Frau.
Wie kannst du nun genderneutrale Stellenanzeigen formulieren? Welche Möglichkeiten gibt es, damit sich durch den Stellentitel bzw. die Berufsbezeichnung wirklich alle angesprochen fühlen? Wir haben dazu einige Beispiele gesammelt, sowie die Vor- und Nachteile der einzelnen Versionen.
Inhalte dieser Folge:
- Gender-Debatte bei Stellenanzeigen in Deutschland
- Formen der genderneutralen Schreibweise
- Vor- und Nachteile von geschlechtsneutralen Stellenanzeigen
Weiterführende Links:
- Absolventa: Gendergerechte Sprache in Stellenanzeigen - Vor- und Nachteile
- TU München: Kommunale Worte
- TU München: Agentische Worte
- Welt: Mehrheit der Frauen will keine Gendersternchen
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00:00:10: ansprichst und dadurch Zeit und Geld sparst, aber vor allem Lebensqualität
00:00:16: gewinnst. In der heutigen Podcastfolge erfährst du Gender-Debatte
00:00:33: bei Stellenanzeigen in Deutschland, Formen der genderneutralen Schreibweise und Vor-
00:00:40: und Nachteile von geschlechtsneutralen Stellenanzeigen. Genderdebatte
00:00:47: bei Stellenanzeigen in Deutschland. Längst gibt es hitzige Debatten darum, wie man
00:00:52: seine Kandidaten via Stellenanzeige richtig anspricht. Ganz klassisch
00:00:57: im generischen Maskulin oder doch lieber in einer genderneutralen Form?
00:01:02: Schließlich gibt es mehr als nur Mann und Frau. Es gibt eben auch Personen, die sich
00:01:06: keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen. Diese werden dann meist
00:01:10: als divers, non binär oder intersexuell bezeichnet. Natürlich gibt es viele
00:01:16: weiteren Bezeichnungen. Jedoch liegt der Fokus bei dieser Folge nicht
00:01:20: auf den Bezeichnungen, sondern der sinnvollen Ansprache in Stellenanzeigen.
00:01:25: Und zwar über alle Geschlechtsidentitäten hinweg. Laut Allgemeinen
00:01:31: Gleichbehandlungsgesetz (AGG) muss dein Stellentitel alle Kandidaten gleichermaßen
00:01:37: ansprechen. Viele nutzten dafür einfach den gängigen Zusatz m,w,d oder weitere
00:01:44: wie zum Beispiel m,w,a, männlich, weiblich, anders, m/w/x, männlich,
00:01:52: weiblich, beliebig. M/w/i, männlich, weiblich, intersexuell. M/w/i/t, männlich,
00:02:01: weiblich, intersexuell, transgender. M/w/gn, männlich, weiblich,
00:02:09: geschlechtsneutral oder m/w/*, männlich, weiblich, beliebig. Wie kannst du nun
00:02:19: genderneutrale Stellenanzeigen formulieren? Welche Möglichkeiten gibt es,
00:02:24: damit sich durch den Stellentitel bzw. die Berufsbezeichnung wirklich alle
00:02:29: angesprochen fühlen? Wir haben dazu einige Beispiele gesammelt, sowie die Vor-
00:02:35: und Nachteile der einzelnen Versionen. Starten wir mit beide Geschlechter
00:02:41: gleichermaßen nennen. Das ist die sogenannte Paarform, zum Beispiel Lehrer
00:02:45: und Lehrerinnen. Die Vorteile daraus: Frauen und Männer werden explizit beide
00:02:50: angesprochen, die Lesbarkeit bleibt erhalten, die Suchmaschinen erkennen
00:02:55: die Keywords. Nachteile: Die Texte werden sehr lang und der Fokus liegt nicht
00:03:00: auf dem dritten Geschlecht. Eine weitere Möglichkeit sind verschiedene
00:03:05: Genderschreibweisen mit Sternchen, Doppelpunkt, Schrägstrich, Binnen-I,
00:03:11: Gender Gap und mehr. Zum Beispiel die Sternchen-Form Lehrer*in mit dem Zusatz.
00:03:19: Ist allerdings ziemlich sperrig und bei Kandidaten auch eher unbeliebt.
00:03:25: Die Vorteile dieser Schreibweise: Meist werden beide Geschlechter gleichermaßen
00:03:29: angesprochen, relativ leichte Umsetzbarkeit bei vielen Begriffen.
00:03:34: Allerdings überwiegen die Nachteile: Oft gibt es grammatikalische Schwierigkeiten,
00:03:39: z.B. Ärztinnen, die Lesbarkeit leidet häufig stark, Suchmaschinen erkennen
00:03:45: die Keywords nicht mehr, häufig entsteht eher der Eindruck eines Tippfehler
00:03:50: und an das dritte Geschlecht wird oft nicht gedacht. Eine weitere Möglichkeit
00:03:57: eine Fußnote mit Anmerkungen zur gendergerechten Sprache. Diese Form
00:04:03: empfehlen wir eher für Werbetexte, nicht aber für Stellenanzeigen. Die Vorteile
00:04:08: dieser Variante gendergerechte Sprache wird thematisiert. Es ist
00:04:13: eine sehr einfache Variante. Auch die Lesbarkeit bleibt erhalten. Nachteil:
00:04:18: für Stellenanzeigen weniger praktikabel. Eine weitere Form sind geschlechtsneutrale
00:04:25: Bezeichnungen zu finden. So werden aus Kaufmännern und Kauffrauen, Kaufleute.
00:04:32: Teamleiter wird zu Teamleitung, Assistentin zu Assistenz, Pfleger
00:04:38: und Pflegerin wird zu Pflegefachkraft. Die Putzfrau was sein wir mal ehrlich leicht
00:04:44: abwertend klingt, wird zu Reinigungsfachkraft. Die Vorteile
00:04:49: dieser Version: Alle Geschlechter sind gemeint. Der Lesefluss wird nicht gestört.
00:04:55: Viele Begriffe haben sich bereits im Sprachgebrauch etabliert.
00:04:58: Nachteile: funktioniert leider auch nicht bei allen Bezeichnungen. Personen werden
00:05:05: oft objektiviert und wirken passiv, z.B. Bewerbende im Verhältnis zu Bewerber.
00:05:14: Eine weitere Möglichkeit ist das generische Maskulinum, zum Beispiel
00:05:18: Zimmermann mit dem Zusatz m/w/d. Das wäre zumindest laut deutscher Rechtschreibung
00:05:24: die richtige Variante, da das generische Maskulin als allgemeingültiger Oberbegriff
00:05:30: über alle Geschlechter hinweg gilt. Die Vorteile dieser Variante: eine gängige
00:05:36: und eine der leichtesten Varianten gute Lesbarkeit und die Suchmaschinen erkennen
00:05:42: die Keywords. Die Nachteile: Die männliche Form wird als Norm für alle Geschlechter
00:05:48: verwendet und Frauen fühlen sich tatsächlich oft wenig angesprochen
00:05:52: von solchen Stellenanzeigen. Ein kurzer Exkurs noch zur englischen Sprache.
00:05:59: Sie nutzt meist auch die maskuline Form als allgemeingültige Bezeichnung über alle
00:06:04: Geschlechter hinweg. Aber der große Vorteil im Englischen: Es gibt keine
00:06:10: männlichen oder weiblichen Artikel, sondern nur das allgemein für alle
00:06:15: Geschlechter passende "the". Zum Beispiel "The manager", "the clerk" und so weiter.
00:06:22: Dasselbe gilt für ein bzw. eine. Auch, diese Unterscheidung gibt es im Englischen
00:06:28: nicht. Es wird stattdessen das allgemeingültige "a" benutzt. Zum Beispiel
00:06:33: "We are looking for a clerk clerk" bedeutet Sachbearbeiter. Aus diesem Grund
00:06:40: gibt es für die Begriffe Controller und Manager eigentlich keine weiblichen
00:06:45: Formen. Die Begriffe Managerinnen und Controller existieren nur im deutschen
00:06:52: Sprachgebrauch. Welche Möglichkeiten gibt es also, um die gesamte Stellenanzeige
00:06:58: ansprechender für alle Geschlechter zu machen? Für die allgemeine Beschreibung
00:07:03: der Stelle nutzen wir vom kirschwerk beispielsweise gerne den Begriff
00:07:07: Mitarbeitende anstelle von Mitarbeiter. Diese kommt ohne Gendersternchen
00:07:12: aus und inkludiert alle Geschlechter. Weiterhin ist es von großer Wichtigkeit,
00:07:18: die stereotypische Bedeutung von bestimmten Eigenschaften
00:07:21: und Begrifflichkeiten zu erkennen. So assoziieren wir viele Bezeichnungen
00:07:26: mit einem bestimmten Geschlecht. Ein Beispiel Männer sind eher analytisch,
00:07:34: ambitioniert, durchsetzungsstark, ehrgeizig, eigenständig. Frauen dagegen
00:07:40: schreibt man die Begriffe aufrichtig, ehrlich, fleißig, fürsorglich
00:07:46: und einfühlsam zu. Diese Kategorisierung ist das Ergebnis einer Studie.
00:07:52: Verwenden kannst du diese Begriffe natürlich trotzdem, doch behalte
00:07:55: im Hinterkopf, dass sich Frauen von den maskulinen Begrifflichkeiten eher
00:08:00: abgeschreckt fühlen und weniger häufig auf eine eher maskulin formulierte
00:08:05: Stellenanzeige bewerben. Allgemeine Vor- und Nachteile von Gendern
00:08:10: in Stellenanzeigen: Schauen wir uns zunächst die Nachteile an. Es gibt noch
00:08:15: keine eindeutig richtige Schreibweise für gendergerechte Sprache. Dafür ist
00:08:20: die Debatte vermutlich einfach noch zu neu und es heißt selbst experimentieren.
00:08:26: Für dich bedeutet das vor allem einen Mehraufwand beim Schreiben
00:08:29: von Stellenanzeigen. Genderschreibweisen mit Sternchen und Co. wirken sich oft
00:08:35: nachteilig auf die Lesbarkeit der Anzeige aus. Gegenderte Keywords, zum Beispiel
00:08:40: Berufsbezeichnungen, werden teilweise von Suchmaschinen nicht erkannt und damit ist
00:08:45: die Sichtbarkeit deiner Stellenanzeige schlechter als ohne diese Schreibweise.
00:08:51: Vermutlich wirst du es nie schaffen, wirklich alle Kandidaten mit deinen
00:08:55: Stellenanzeigen anzusprechen. Das ist vermutlich und bleibt ein Wunschdenken,
00:09:00: denn schauen wir uns alleine die Ansprache im Du oder Sie an. Hier schon scheiden
00:09:07: sich die Geister. Doch die Debatte darüber würde den Rahmen dieser Folge sprengen.
00:09:12: Laut einer Umfrage von Welt am Sonntag lehnen mehr als die Hälfte der Deutschen
00:09:16: gendergerechte Sprache ab und lediglich 14 Prozent befürworten diese.
00:09:22: Irgendjemand wird vermutlich immer benachteiligt oder vermeintlich
00:09:26: ausgeschlossen. Männer bei der Schreibweise mit LehrerIn also einem
00:09:32: großen I. Weil der Fokus auf dem hinteren Teil der weiblichen Form liegt.
00:09:37: Frauen beim generischen Maskulinum, Sehbehinderte, für deren Screenreader
00:09:43: Genderschreibweisen ein erhebliches Hindernis darstellen und Menschen,
00:09:48: die ohnehin schon Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben. Was sind
00:09:53: die Vorteile der gendergerechten Sprache? Solche Stellenanzeigen können laut
00:09:59: diversen Studien helfen, die Bewerberquote von Frauen zu steigern, möchtest du also
00:10:05: gezielt Frauen ansprechen, nutze neutrale oder weibliche Stellenbezeichnungen.
00:10:11: Tatsächlich zeigen Männer laut einer Studie kaum Änderungen
00:10:15: im Bewerberverhalten auf neutrale und weibliche Stellenbezeichnungen.
00:10:20: Möchtest du dagegen eher Männer ansprechen? Kannst du auf das generische
00:10:24: Maskulin setzen und Frauen ohne Verletzung des AGG eher in Anführungszeichen
00:10:29: ausschließen. Durch die genderneutrale Schreibweise zeigst du, wie viel Wert
00:10:36: dein Unternehmen auf Diversität und Gleichheit setzt. Damit Unterstütztz du,
00:10:42: gegebenenfalls Aussagen über deine in der Arbeitgebermarke kommunizierte
00:10:47: Unternehmenskultur. Die wichtigsten Learnings diese Folge für dich
00:10:52: zusammengefasst. Laut AGG darf niemand bei Stellenausschreibungen
00:10:56: aufgrund der Identität diskriminiert werden. Theoretisch ist dafür der Zusatz
00:11:02: m/w/d am Ende des Stellentitel ausreichend. Es gibt verschiedene
00:11:07: Genderschreibweisen. Wir persönlich empfehlen aus Gründen der besseren
00:11:11: Sichtbarkeit in Suchmaschinen und der besseren Lesbarkeit vor allem neutrale
00:11:16: Formen. Alternativ wird von vielen Suchmaschinen nach die Schreibweise
00:11:20: mit dem Schrägstrich erkannt also LehrerIn. Nicht besonders viele Deutsche
00:11:26: legen tatsächlich Wert auf gendergerechte Schreibweisen und die Formulierungen
00:11:31: werden dadurch oft komplizierter und passiver. Die Nachteile überwiegen
00:11:37: vermeintlich den Vorteilen der geschlechtsneutralen Stellenanzeigen.
00:11:41: Allerdings kann eine gender neutrale Stellenanzeige als Botschaft für gelebte
00:11:45: Vielfalt im Unternehmen verstanden werden und durch genderneutrale Formen fühlen
00:11:51: sich viele Frauen stärker angesprochen und die Bereitschaft zu Bewerbung steigt.
00:11:56: Wir vom kirschwerk nutzen selbst die gendergerechten Formen, wenn es sich
00:12:01: bei Begriffen wie Mitarbeitenden oder Bewerbenden anbietet. Aber
00:12:06: diese Entscheidung sollte sehr individuell sein, nach Abwägung der individuellen Vor-
00:12:11: und Nachteile. Und damit sind wir schon am Ende dieser Folge beschäftigen dich Fragen
00:12:17: oder Themen rund um Personalmarketing? Dann schreib uns diese. Wir gehen
00:12:21: sehr gern in einer weiteren Folge darauf ein. Ich freue mich sehr, wenn du
00:12:25: das nächste Mal hereinhörst, wenn es wieder heißt "Wertvolle Unternehmen finden
00:12:30: wertvolle Mitarbeitende". Deine Nina vom kirschwerk. Übrigens, wir stellen gern
00:12:36: unser Wissen zur Verfügung. Daher haben wir dieses in zwei eBooks und einem
00:12:41: Online-Kurs zum Thema Personalmarketing zusammengefasst. Wäre das was für dich?
00:12:46: Dann schau sehr gern in die Shownotes dieser Folge. Danke dir und tschüss
00:12:50: bis zum nächsten Mal.
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